DIY Seife sieden – was es zu bedenken und zu beachten gilt
DIY Seife sieden? Du willst es mal ausprobieren? In dieser Anleitung zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie es geht und was du dafür brauchst um deine eigene DIY Seife zu sieden. Wir sieden diese Seife im klassischen Kaltrührverfahren, auch Kaltverseifung genannt (engl.: cold process).
Ja, DIY Seife sieden ist eine kleine Wissenschaft für sich, die wir in einem einzigen Blogbeitrag nicht in aller Vollendung abbilden können. Beim Sieden nach dieser Methode hantieren wir außerdem mit Chemikalien, die bei unsachgemäßem Gebrauch Verletzungen verursachen können. Bevor du dich an deine eigene Seife machst, lies dich also bitte umfassend in die Thematik ein. Nicht nur hier, sondern auch in anderen Quellen oder Foren.
Aber wenn man auf die richtigen Dinge achtet und weiß was man tut, ist das DIY Seife sieden auch kein Hexenwerk. Also lass uns loslegen mit deiner ersten eigenen DIY Seife!
Ein gut eingerichteter Arbeitsplatz zum DIY Seife sieden
Die meisten Hobbysieder, so auch ich, sieden in ihrer eigenen Küche. Denn wir brauchen eine Arbeitsfläche, eine Herdplatte oder Mikrowelle, Steckdose und ein Spülbecken. Mit ein paar Handgriffen machst Du Deine Küche siedetauglich:
- Lauge und frische Seife können Holz und andere Oberflächen angreifen. Um die Arbeitsplatte zu schützen, lege am besten alte Zeitung aus oder eine alte Plastiktischdecke.
- Lebensmittel vor dem sieden entfernen. Lass auch keine offenen Gläser, Getränke o.ä. stehen, in die NaOH-Körnchen oder Lauge gelangen könnten – sie dürfen niemals mit Lebensmitteln in Berührung kommen, damit sie nicht aus Versehen verschluckt werden.
- Beim Anrühren der Lauge können ätzende Dämpfe entstehen, daher sollte dein Arbeitsplatz stets gut belüftet sein. Also Fenster auf und/oder Lüftung an.
- Beim Sieden solltest du den Raum für Dich allein haben, um in Ruhe und sicher arbeiten zu können.
Welche Kleidung eignet sich zum DIY Seife sieden?
- Schutzbrille: Sie sollte gut sitzen, damit Deine Augen von allen Seiten vor Laugenspritzern geschützt sind.
- Handschuhe
- sichere Arbeitskleidung
- Mund-Nasen-Schutz gegen Dämpfe bei Anrühren der Lauge
Welche Werkzeuge benötigst du zum DIY Seife sieden?
Eine kleine Grundausstattung brauchst Du schon für Deine ersten Seifenversuche. Insgesamt gilt: Nutze laugenstabile Materialien für alle Teile, die mit Lauge oder Seifenleim in Berührung kommen.
Das brauchst du zum DIY Seife sieden:
- Digitalwaage, grammgenau.
Beim Seifensieden werden sämtliche Rohstoffe in Gramm gewogen. Genauigkeit ist dabei alles, eine einfache Küchenwaage nur mit Zeiger reicht daher nicht aus. - Stabmixer
- Topf zum Erhitzen der festen Fette
- Gefäß zum Abwiegen der flüssigen Fette
- Gefäß zum Anrühren der Lauge: Hoher Topf oder Becher aus Edelstahl oder stabilem Plastik
- kleine Schälchen oder Becher zum Abwiegen von Düften, Zusätzen, oder Natriumhydroxid, zum Beispiel saubere Joghurtbecher. Für das NaOH solltest Du stets einen separaten Becher nutzen und ihn entsprechend kennzeichnen.
- weitere Messbecher um den Seifenleim aufzuteilen, wenn Du Seifen mit mehreren Farben planst.
- engmaschiges Plastiksieb für die Lauge,
- Rührlöffel / Teigschaber aus Plastik (Holz wird mit der Zeit durch Lauge und frischen Seifenleim angegriffen).
- Thermometer aus Edelstahl oder Glas
- Küchenpapier oder Lappen. Irgendeine Sauerei ist immer.
- Seifenform: im Handel gibt es Unmengen an Block- oder Einzelformen. Für Deine ersten Siede-Versuche kannst Du aber auch saubere Tetrapacks, Joghurtbecher etc. verwenden. Ebenso kannst Du einen Karton o.ä. mit Backpapier oder Frischhaltefolie auslegen.
- Frischhaltefolie zum Abdecken der frischen Seife
- alte Handtücher zum Isolieren der frischen Seife
Welche Zutaten benötigen wir für die Herstellung?
- Fette & Öle, je nach Rezept
- NaOH (Natriumhydroxid, auch Ätznatron genannt), am besten als Granulat. Achte immer auf den sicheren Umgang, siehe die Sicherheitshinweise weiter unten!
- Destilliertes Wasser als Laugenflüssigkeit (mit mehr Übung später auch durch andere Flüssigkeiten ersetzbar). Wasser aus dem Hahn ist nicht geeignet, denn es enthält Mineralstoffe oder Metalle, die mit der Seife reagieren könnten.
- optional: Duft (ätherische Öle von Doterra oder ein seifenstabiles Parfümöl)
- optional: Farbe (seifenstabile Pigmente, Naturstoffe etc)
Die Fette und Öle werden in Prozent zueinander bemessen. Als Faustregel für eine gute Seife sollte die Rezeptur zu 50% aus festen Fetten und zu 50% aus flüssigen Fetten bestehen. Ein einfaches 25er Rezept könnte also aus 25% Kokosöl*, 25% Palmöl, 25% Olivenöl* und 25% Rapsöl bestehen. Davon ausgehend lassen sich die Fette je nach Eigenschaften austauschen und in den Mengen variieren.
Sicherheitshinweis in eigener Sache:
Für eventuelle Unfälle oder Verletzungen mit Natriumhydroxid (NaOH), Lauge oder sonstigen Substanzen beim Seifensieden übernehmen wir keine Haftung. Ich weise auf die Notwendigkeit hin, sich vor dem eigenen Seifensieden gründlich in die Thematik und die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen einzulesen! Genaue Mengenangaben zu NaOH geben wir ganz bewußt nicht, sondern verweisen darauf, den Anteil aus Sicherheitsgründen immer selbst zu berechnen.
Wichtige Sicherheitshinweise zum Umgang mit Natriumhydroxid
Für die Kaltverseifung nutzen wir Natriumhydroxid, auch Ätznatron genannt. Dies ist eine hochwirksame Chemikalie, die bei sorglosen Umgang gravierende Schäden anrichten kann. Achte daher beim Seifensieden immer auf den richtigen Umgang mit NaOH!
- Schütze Deine Augen! Beim Hantieren mit NaOH und der damit hergestellten Lauge ist stets große Vorsicht geboten – schon ein Spritzer in die Augen kann zu Erblindung führen. Trage daher beim Sieden IMMER eine gut sitzende Schutzbrille. Gelangt dennoch Lauge ins Auge: sofort mit viel klarem, kalten Wasser ausspülen, dann unbedingt direkt zum Arzt fahren!
- Schütze auch Deine Hände und Arme! Trage zum Sieden lange Kleidung und Handschuhe, um Deine Hände vor Lauge und rohem Seifenleim zu schützen. Sie können auf der Haut brennen und Verätzungen verursachen, wenn sie zu lange auf der Haut bleiben. Spritzer auf der Haut also direkt mit kaltem klaren Wasser abwaschen. Spürst Du auf der betroffenen Stelle weiterhin ein Brennen, geh damit bitte zum Arzt.
- NaOH immer im Blick behalten! Lass fertig angerührte Lauge aus NaOH niemals unbeaufsichtigt offen stehen. Jemand anderes könnte sich aus Unwissen schwer verletzen. Bewahre die Behälter mit dem Granulat trocken und vor Kindern und Haustieren geschützt auf.
- Lauge richtig anrühren: Gib immer das NaOH zur Laugenflüssigkeit, also das Granulat zum Wasser, und niemals umgekehrt! Sonst riskierst Du eine besonders heftige chemische Reaktion.
- Arbeite mit Sorgfalt! Wenn Du die Sicherheitsregeln kennst und beachtest, brauchst Du keine Angst vor NaOH haben – jedoch immer den angemessenen Respekt. Arbeite daher konzentriert und sorge dafür, dass Du genug Ruhe und Zeit beim Sieden hast und nicht gestört wirst. Kinder und Haustiere müssen der Siedeküche zu ihrem eigenen Schutz jederzeit fernbleiben, andere dürfen sie nur mit Schutzbrille betreten.
DIY Seife sieden – so geht’s Schritt für Schritt:
Vorbereiten und Abwiegen
- Bereite Deinen Arbeitsplatz vor (siehe oben) und stelle alle Utensilien und Rohstoffe griffbereit zurecht.
- Beginne mit dem Abwiegen der Fette und Öle – und denk dran: immer in Gramm! Für den Anfang nutzt Du am besten für jedes Fett/ Öl ein einzelnes Gefäß.
Lauge anrühren
- Wiege das destillierte Wasser für die Lauge ab und fülle es in ein möglichst hohes, laugenstabiles Gefäß (Kunststoff oder Edelstahl). Da sich die Lauge später erhitzt, sollte das Wasser zum Start so kalt wie möglich sein, am besten direkt aus dem Kühlschrank.
- Kaltes Wasser ins Spülbecken einlaufen lassen und das Gefäß mit dem abgewogenen destillierten Wasser dort hineinstellen. Wichtig: Das Gefäß muss sicher stehen! (Das kalte Wasserbad in der Spüle hilft später beim Abkühlen der Lauge. Und sollte das Gefäß mit der Lauge umkippen, wird die Lauge zudem durch das eingelassene Wasser verdünnt. In diesem Falle einfach alles ablaufen lassen und das Becken gründlich ausspülen.)
- Schutzbrille und Handschuhe anziehen! Ab jetzt anlassen, bis die Seife fertig gesiedet und alle Gefäße mit Lauge oder Seifenleim abgespült sind!
- Wiege das NaOH-Granulat in einem eigenen, extra ausgewiesenen Becher genau ab. Dann das Gefäß sofort wieder verschließen. Den Becher mit dem Granulat jetzt nicht mehr offen rumstehen lassen, sondern das NaoH sofort verarbeiten. Achte beim Abwiegen auch darauf, dass keine Körnchen verstreut werden.
- Das NaOH-Granulat langsam und unter Rühren mit einem Plastiklöffel zum destillierten Wasser ins Gefäß geben. Ganz wichtig: Das Granulat zum Wasser geben, auf keinen Fall umgekehrt! Nicht alles auf einmal, sondern portionsweise einfüllen. Vorsichtig rühren, bis sich das Granulat vollständig gelöst hat. Falls sich am Gefäßboden Verkrustungen bilden, sehr vorsichtig mit dem Löffel lösen und weiterrühren. Beim Auflösen bilden sich Hitze und ätzende Dämpfe, also immer gut lüften. Die Lauge zum Abkühlen im Wasserbad im sicheren Spülbecken stehen lassen.
Fette und Öle mischen
- Jetzt die festen Fette im Topf bei geringer Hitze vorsichtig schmelzen lassen, noch besser im Wasserbad. Nicht zu heiß werden lassen, weil die Fettsäuren sonst zerstört werden. Der Topf sollte groß genug sein, um später auch die Laugenflüssigkeit aufzunehmen, ohne zu voll zu werden. (Statt auf dem Herd kannst Du die festen Fette auch in der Mikrowelle schmelzen, dann aber in sehr kurzen Etappen.)
- Wenn geschmolzen, die Fette vom Herd nehmen. Die abgewogenen flüssigen Öle hinzugeben. Dadurch wird sich die Mischung automatisch abkühlen.
Lauge mit Fetten und Ölen zu Seifenleim emulgieren
- Lauge und Fett-Öl-Mischung auf ca. 30°- 35 °C abkühlen lassen. Wenn kein Thermometer zur Verfügung ist: handwarm.
- Während der Abkühlzeit ggf. weitere Zutaten vorbereiten: Farben anmischen, Duft abwiegen, Seifenform bereitstellen. Für Deine erste Seife empfehle ich Dir aber, zunächst auf alle Zusätze zu verzichten, um mit dem Prozess vertraut zu werden.
- Wenn Lauge und Fette abgekühlt sind, die Lauge langsam durch das Sieb zu den Fetten einfließen lassen. Sollten noch ungelöste NaOH-Körnchen in der Lauge sein, werden sie jetzt vom Sieb abgefangen. Sieb und leeres Laugengefäß im Spülbecken deponieren, bis Du sie später abspülen kannst.
- Wenn Du die Lauge in die Fett-Öl-Mischung gegeben hast, zunächst langsam mit dem Rührlöffel durchrühren. Achtung, die Mischung ist immer noch stark ätzend. Dann vorsichtig mit dem Stabmixer in das Gefäß gehen. Erst anschalten, wenn der Mixer vollständig in der Flüssigkeit ist, sonst spritzt die Lauge überall hin! Fette und Lauge mit dem Mixer am Boden des Gefäßes in unter leichten Rührbewegungen vermischen. Dabei zwischendrin immer wieder anhalten und von Hand rühren. Achte immer darauf, dass der Mixer unter der Oberfläche bleibt, um Spritzer zu vermeiden. Nun im Wechsel mixen und rühren, bis Lauge und Fette emulgiert sind und sich ein cremiger Seifenleim gebildet hat, mit einer Konsistenz von Kartoffelsuppe oder leichtem Pudding. Auf der Oberfläche dürfen keine öligen Schlieren mehr zu sehen sein. Den Stabmixer ausschalten und erst dann aus dem Seifenleim nehmen. Wenn der tropfende Seifenleim auf der Oberfläche leicht liegenbleibt, also „zeichnet“, hast Du die richtige Konsistenz erreicht (engl.: at trace).
- Willst Du Farbe und/oder Duft verwenden, kannst Du diese jetzt in den Seifenleim einarbeiten (nochmals durchmixen, damit sich alles gut verteilt).
Seife ausformen und schneiden
- Nach frühestens 24 Stunden kannst Du prüfen, ob die Seife schon ausgeformt werden kann. Je nach Form und Rezept kann das aber auch 2-3 Tage brauchen. Das ist der schwierigste Teil, weil wir ja natürlich neugierig auf die neue Seife sind. Aber die Geduld lohnt sich. Ist die Seife noch zu weich, warte lieber noch etwas, sonst beschädigst Du sie beim Ausformen. Alternativ kannst Du sie auch kurz einfrieren, dann lässt sie sich einfacher aus der Form lösen.
- Die Seife mit einem Draht oder einem scharfen, nicht geriffeltem Messer in Stücke schneiden. Wenn Du nicht mit dem Messer von Hand schneiden möchtest, findest Du im Handel auch spezielle Seifenschneider. Aber auch mit Käseschneider lassen sich die Seifenstücke schneiden.
- Wenn Du die Oberfläche mit Blüten o.ä. dekoriert hast, legst Du die Seife zum Schneiden lieber auf die Seite. Somit ziehen die Blüten keine Spuren durch die weiche Seife.
Seife reifen lassen
Vor dem Gebrauch müssen die Seifenstücke noch mindestens 4 Wochen reifen. In dieser Zeit vollzieht sich der endgültige Verseifungsprozess, und Flüssigkeit verdunstet aus der Seife. Die Seifenstücke zum Reifen an einen luftigen, kühlen Ort stellen, zum Beispiel in ein offenes Regal.
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