Mongolei, das versteckte Paradies zwischen Russland und China
Stolze Reiter, herzliche und gastfreundliche Nomaden und eine Landschaft, die einfach nur sprachlos macht. Unbequem ist es, aber dafür einmalig. Unglaubliche 3000 Kilometer asphaltierte Straße weißt ein Land auf, was sage und schreibe viermal so groß ist wie Deutschland und statt der 81 Millionen Einwohner, die wir in Deutschland haben, hat die Mongolei 3 Millionen, wobei alleine schon die Hälfte in der Landeshauptstatt Ulan-Bator wohnt.
Die Mongolei ist eines der wenigen Binnenländer dieser Welt, welches nur zwei Nachbarn hat – Russland und China.
Schaut man einmal auf die Landkarte, wird man feststellen, dass die Mongolei nur recht wenige Städte hat. Traditionell sind die Mongolen ein Nomadenvolk. Sie wohnen nicht in festen Häusern, sondern in Jurten. In der Mongolei werden diese runden Behausungen „Ger“ genannt. Die Jurten können in wenigen Stunden abgebaut und verladen werden, was den Nomaden ermöglicht mit ihrem Besitz und vor allem ihren Tieren unabhängig und flexibel zu bleiben und zu den besten Futterplätzen zu ziehen.
Auf unserer Route liegen die Wüste Gobi, die Sanddünen Else Tasarkhai, Karakorum, die ehemalige Hauptstadt des mongolischen Weltreichs unter Dschingis Khan und viele verschiedene Nationalparks, Weite, Berge, Seen, Flüße, Schafe, Pferde, Ziegen, Hunde und einfach unfassbar viel Weite.
Los geht unsere Reise in der Hauptstadt.
Anreise in dieses entlegene Paradies
Mit dem Flugzeug steuert man den Chinggis Khaan International Airport
an. Dafür gibt es Direktflüge mit Aeroflot von Berlin über Russland oder ein wenig komfortabler mit Turkish Airlines über den neuen Flughafen in Istanbul und weiter mit Asiana über Seoul nach Ulan-Bator. Asiana hat eine sehr angenehme Beinfreiheit, einen tollen Service und der Flughafen in Seoul ist auch ein Erlebnis, was den leicht längeren Flug schnell vergessen lässt, der durch den zusätzlichen Komfort in der Economy Class (gerade für größere Menschen) absolut aufwiegt.
Die Einreise ist am Landweg an verschiedenen Grenzübergängen zu Russland und China möglich. Beliebt ist auch die Anreise mit dem Zug. Die „Transmongolische Eisenbahn“ (kurz: Transsib) führt von der Russischen Grenze durch die Steppe nach Ulan-Bator und weiter durch die Wüste Gobi bis zur Chinesischen Grenze.
Sehenswürdigkeiten in der Mongolei
Ulan-Bator: Die kälteste Hauptstadt der Welt
Die weit verbreitete und international verwendete Schreibweise Ulan-Bator ist eigentlich vom Russischen abgeleitet, Ulaanbaatar (Улаанбаатар) ist die mongolische Schreibweise. Übersetzt heißt Ulan-Bator „roter Held“.
Als die Stadt 1639 gegründet wurde, erhielt sie den Namen Örgöö. Hier lebt und arbeitet fast die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung: Rund 1,5 Millionen. Ulan-Bator ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Mongolei und hier ist auch der Sitz des Oberhaupts des Lamaismus in der Mongolei, des Jebtsundamba Khutukhtu (auch Bogd Gegen genannt). Darüber hinaus hält Ulan-Bator mit minus 47 Grad im Winter auch den Rekord für die kälteste Hauptstadt der Welt.
Wir mussten feststellen, dass Ulan-Bator nicht unbedingt mit Sehenswürdigkeiten gesegnet ist und eher ein Ankunfts- Abfahrts- und Durchgangsreiseziel ist. Nichtsdestotrotz lohnt sich ein kleiner Aufenthalt am Anfang oder Ende der Reise, um sich einen Eindruck von Ulan-Bator zu verschaffen.
Einmal vorbeischauen sollte man am:
Gandan-Kloster
Es ist das größte aktive Kloster von Ulan-Bator und bedeutet übersetzt „Das Friedvolle“. Wenn man einmal einen Eindruck von den Zeremonien bekommen möchte, sollte man am frühen Morgen einen Besuch einplanen, tagsüber kann es durchaus recht voll werden.
Süchbaatar-Platz
Auf diesem überdimensionierten Platz befindet sich das Reiterdenkmal des mongolischen Nationalhelden General Süchbaatar. Er gilt als Anführer der Partisanenverbände. 1921 leitete er den Befreiungskampf gegen die chinesische Okkupation ein. Das Parlamentsgebäude ist das ehemalige Mausoleum der Revolutionshelden Süchbaatar und Tschojbalsan. Beide mussten dem sogenannten Dschingis-Khan-Komplex weichen. Mittelpunkt des Parlamentsgebäudes ist ein monumentales Denkmal des Feldherren.
Der Schwarzmarkt – Narantuul
Östlich des Stadtzentrums befindet sich dieser riesige Schwarzmarkt, der alles zu bieten hat, was man sich nur vorstellen kann. Man bekommt einen Querschnitt aus russisch, chinesisch und westlich angehauchten Artikeln. Man kann schlichtweg alles erwerben von gefälschten Markenartikeln bis hin zu einer kompletten Jurte. Es ist voll, es ist unübersichtlich, aber es ist ein Erlebnis. Allerdings ist Vorsicht geboten: auf dem Schwarzmarkt wimmelt es nur so vor Taschendieben. Wir haben für solche Besuche immer unseren altgediente Baumwollbauchtasche unter der Kleidung. Ein Oldie but Goodie und erweist uns stets gute Dienste.
Mongolei – Meine Reisetipps
HUSTAI NATIONALPARK/ CHUSTAIN NURUU
Die karg anmutende Landschaft zieht sich weitläufig bis zum Horizont und in der Ferne zeichnen sich die hohen Gipfel der Gebirgskette ab. Spätestens hier hatten wir das Gefühl angekommen zu sein, in der Mongolei, die wir uns immer vorgestellt haben. Einsam. Weit. Unberührt.
Zahlreiche Pflanzenarten machen den Hustai Nationalpark zu dem, was er ist. Sie bieten einer Vielzahl von Tieren einen Lebensraum und darunter sind auch einige äußert seltene Arten zu finden. Besonders spektakulär ist das Wiederansiedlungsprojekt der Wildpferde, deren ursprüngliche Heimat der Hustai Nationalpark und das Umland war. Wer den letzten ihrer Art – den Przewalski Pferden – begegnen möchte, ist hier an der richtigen Stelle. Es ist aber Geduld angesagt, ein gutes Fernglas oder ein sehr gutes Zoomobjektiv (ich hatte das Canon 70-200, 2.8), denn diese Pferde sind scheu und ein seltener Anblick. Aber das Warten lohnt sich! Wir waren die letzten, die bis spät in den Sonnenuntergang gewartet haben, dank unseres geduldigen Fahrers, und es wurde belohnt.
CHARCHORIN & DIE EHEMALIGE HAUPTSTADT KARAKORUM
Charchorin ist bekannt wegen des Erdene Dsuu Klosters. Das buddhistische Kloster wurde Ende des 16. Jahrhunderts gegründet. Teile des Erdene Dsuu Klosters bestehen aus den Steinen der alten mongolischen Hauptstadt Karakorum. Das Kloster wurde während der stalinistischen Säuberung 1937 fast komplett zerstört und erst nach 1990 wieder geöffnet.
Heute sind nur die mit 100 Stupas gekrönte Mauer und vier Tempel innerhalb des Geländes erhalten. Riesige, leere Flächen innerhalb der Mauern machen bewusst wie unglaublich groß dieses Tempelgelände einst war. Ein wirklich imposanter Besuch, allerdings kein Ganztagesausflug wert, sei denn man interessiert sich wirklich für die geschichtlichen und archäologischen Details. Wir haben uns von der Weite und der Geschichte durch einen Rundgang begeistern lassen, die Atmosphäre des Ortes genossen und nach 3 Stunden die Weiterreise angetreten.
ORCHON WASSERFALL
Der Orkhon bzw. Orchon Wasserfall, der auch als Ulaan Tsutgalan bekannt ist, wurde durch Vulkanausbruch und Erdbeben vor 20.000 Jahren einzigartig geformt. Nach einem starken Regen sieht der Wasserfall eindrucksvoll aus. Das Gebiet ist ideal zum Angeln, Reiten, Radfahren und Fotografieren. Man muss allerdings realistisch sagen; auch hier kann man keine Wanderungen wie in den Alpen oder im Altai Gebirge vornehmen, es ist ein sehr netter abwechslungsreicher Spaziergang von 1 bis 1.5 Stunden.
KARGE SCHÖNHEIT: WÜSTE GOBI & KHONGOR SANDDÜNEN
Der Nationalparks Gobi Gurwan Saichan im Süden der Mongolei ist ein Highlight der anderen Art und zeigt einem die Vielseitigkeit dieses beeindruckenden Landes. Von dort kann man direkt in die Sanddüne Khongoryn Els. Mit 27.000 Hektar Fläche ist sie die größte Sanddüne im Land. Die Wüste Gobi ist beeindruckend, allerdings reichen hier 1-2 Tage (mit Anreise), nicht wie bei uns 3 Tage. Aufgrund der extremen Hitze tagsüber sind die Aktivitäten sehr beschränkt und wir lagen den Großteil der Zeit im Zelt und haben gelesen. Die Sanddünen dagen sind eher touristischer Natur. Schön anzuschauen und auch wirklich beeindruckend, allerdings unter Umständen sehr voll und das mit dem runterrutschen ist uns leider nicht so gelungen. Dies lag größtenteils daran, dass wir irgendwann keine Lust mehr hatten bei 40 Grad und mehr die Sanddünen zu erklimmen und dann wollte es nicht so richtig rutschen. Aber es war ein Spaß und der Ausblick war super!
GEIERSCHLUCHT
Rund 3 km geht es zu Fuß in die Geierschlucht. Der Name kommt von den über den Felsen kreisenden Geiern, von welchen wir sogar einen gesehen haben. Das Tal verengt sich zu einer nur einen Meter engen Klamm.
Im Winter füllt sich die Schlucht mit meterhohen Schneeschichten. Jetzt im Juni sind sogar an manchen Stellen noch Schneereste zu sehen. Die Geierschlucht zeigte uns nach Tagen in der Wüste Gobi wieder eine völlig neue Seite der Mongolei und war wahrhaftig beeindruckend. Aber auch hier muss man sich auf den ein oder anderen Touristen gefasst machen, was nach Stunden ohne ein Auto oder Verkehr schon immer ungewohnt ist und ein wahrliches Luxusproblem der Mongolei.
BAYANZAG FLAMMENDEN KLIPPEN
Die Roten Sandklippen Bayanzag, heute bekannt als «flammende Klippen», wegen ihrer ocker- roten Farben, befinden sich etwa 100km nordwestlich von Dalanzadgad.
Die Fläche weist viele abgelegene Sandklippen auf, in denen viele Dinosaurier Fossilien gefunden wurden. Aufgrund der Hitze und der kargen Landschaft haben wir dort einige kleine Wanderungen vorgenommen und das Ganze aber mehr als Zwischenstopp betrachtet.
TSAGAAN SUVARGA / WEISSE STUPA
Die Tsagaan Suvarga Steinformationen, „weiße Stupa“, befinden sich im Südosten des Ölziit Sums und an der südlichen Grenze zur Dundgovi Provinz. Diese Steinformationen wurden vom Winde geformt und sehen ab einer bestimmten Distanz (85km) aus, wie eine zerstörte Stadt. Die Steinformationen sind 60m hoch und 400m lang.
Südwestlich von Tsagaan Suvarga gibt es andere Steinformationen, die Ulaan Suvarga, „rote Stupa“, genannt werden. Sie haben die gleiche Struktur, wie die Tsagaan Suvarga Steinformationen. Besonders im Sonnenuntergang sind diese Orte magisch, da sich die Felsen förmlich zu färben scheinen. Unbedingt gen Abend etwas Zeit mitbringen, um sich dieses Schauspiel in Ruhe anzusehen.
Die beste Reisezeit für die Mongolei
In der Mongolei herrscht kontinentales Klima mit sehr extremen Temperaturschwankungen, von lau und warm bis bitterkalt.
Im Sommer kann z.B. in der Wüste Gobi einem heißen Sommertag mit 40 Grad eine kalte Nacht mit weniger als 10 Grad folgen. Im Winter können Extremtemperaturen von bis zu -40 Grad herrschen.
Die beste Reisezeit für die Mongolei sind die warmen Monate von Juni bis September.
Für Trips in die Wüste sind Frühling und Herbst (Juni und September) ideal, im Sommer kann es tagsüber extrem heiß werden. Ein Besuch in Ulan-Bator, im Tereldsch Nationalparks oder in Charchorin sind auch im Winter möglich.
Besonders beliebt ist natürlich das Nadaam Fest, wobei das die absolute Hochsaison ist und auch die meisten Touristen im Land sind. Wir haben die Ruhe und Abgeschiedenheit und zugleich die schon milden Temperaturen im Juni sehr genossen.
Die beste Art zu Reisen – Individual oder Geführt?
Wir sind normalerweise immer individuell unterwegs, aber in der Mongolei haben wir uns aufgrund des strammen Zeitkorsetts, der Distanzen bzw. des Ausbaus der Straßen und der Anbindung gegen Busse und für eine Tour entschieden. Somit konnten wir das Maximalste aus den 3 Wochen rausholen. Grundsätzlich haben wir weg von Ulan-Bator, Muruun und Kharkorin keine Backpacker gesehen, die mit Bussen unterwegs waren. Zudem sollte man auch bedenken, dass die schönen Orte, die einen als Tourist reizen, abseits der Bushaltestellen und Aimagzentren liegen. Viele Orte hätte ich ohne individuelles Fahrzeug nicht gesehen, da sie auf keinem Busfahrplan stehen. Dennoch, mit viel Geduld, Abenteuerlust und genügend Zeit ist trotzdem alles möglich.
Was das Fortbewegungsmittel angeht, sei all jenen mit Rücken- oder Bandscheibenproblemen ein 4×4 Jeep ans Herz gelegt. Ich fand die Russisch en Busse auch mega cool, aber spätestens als wir jeden Tag 8 Stunden vierfach gefedert durchgerüttelt wurden, wusste ich diesen Luxus im Vergleich zu keiner Federung, sehr zu schätzen. Auch wenn es natürlich viel cooler gewesen wäre, aber für ein Foto kann man diese süßen Busse trotzdem festhalten.
Was man sonst noch wissen sollte?
Der Weg ist das Ziel, die Entfernungen sind endlos
Man verbringt schlichtweg viel Zeit im Auto, aber dabei gilt immer: der Weg ist das Ziel. Eine niedrige Entfernung des nächsten Ziels täuscht nicht über die tatsächliche Fahrtzeit hinweg, die aufgrund des Geländes recht hoch ausfallen kann.
Wer nicht gerne im Auto sitzt, sollte sich das mit der Reise in die Mongolei noch mal überlegen, andernfalls ist der Wechsel an Landschaften und die Vielseitigkeit wirklich beeindruckend.
Die Verpflegung – reich- und fleischhaltig
Bei einer Tour in der Mongolei ist meist Essen mit dabei, was aufgrund der spärlichen Infrastruktur auch absolut Sinn macht. Wir wurden mehr als reichlich bekocht, eigentlich konnten wir uns gar nicht soviel bewegen, wie wir zu essen bekommen haben, was nach 3 Wochen Mongolei auch an dem ein oder anderen Polster zu spüren war.
Hammelfleisch steht im Mittelpunkt der mongolischen Küche. Eigentlich gab es mindestens 2 Mal am Tag Fleisch, manchmal sogar schon zum Frühstück, gleichwohl die Mongolen natürlich versuchen, sich auf die Touristen einzustellen. Je ländlicher es wird, desto fleischlastiger wurde die Ernährung. Vegetarier sein ist ggf. möglich aber echt einseitig, in Form von Reis und bedingt vorhandenen Gemüse. Laktoseintolerante Reisende sollten an ausreichend Laktosetabletten denken, da die mongolische Küche sehr Milch und Quarklastig ist und auf der anderen Seite wenig frisches Gemüse und Obst bereithält, weil dies einfach schwierig ist im Hinblick auf die Nomadenkultur. Man sollte in jedem Fall vermeiden, an irgendeiner Form der Laktoseintoleranz zu erkranken, denn: Toiletten sind in der Steppe Mangelware, genauso wie Büsche (und dazu zähle ich auch Grasbüschel).
Die Übernachtungen – Einfach und manchmal kalt aber immer sauber
Am günstigsten sind Touren mit Zeltübernachtungen. Wir haben meistens in Ger Camps (Jurten) mit Gemeinschaftsduschen und Toiletten geschlafen. Aber auch hier gibt es Unterschiede. Wir hatten alles, von bitterkalt mit kleinem Ofen, der von Hand früh angeheizt werden musste bis hin zu einer Luxusjurte mit eigener Toilette und Dusche (Seltenheitscharakter!). Grundsätzlich sollte man sich auf einfache Unterkünftige einstellen (die Betten sind meist nicht für große Menschen ausgelegt) und bedingt warmes Wasser bzw. keine Duschen, je nachdem wo man sich befindet. Eines war es jedoch immer: sehr sauber.
Was uns weniger gefallen hat?
Bei fast drei Wochen mit Guide und Fahrer im Jeep fühlten wir uns dann doch auf Dauer etwas entmündigt und würden dies nicht als unseren grundsätzliche Art zu Reisen festlegen. Vor allem die Vorschriften der Reiseführerin waren irgendwann schon ein klein wenig nervig, wenn gleich auch immer herzlich und lieb gemeint.
Festgelegte Essens- und Abfahrtzeiten waren für uns Individualreisende eine echte Herausforderung, zumal nicht aufzuessen in der Mongolei als Unhöflich betrachtet wird und zig Nachfragen nach sich zieht, weswegen wir meist bestrebt waren aufzuessen. Bei drei fast doppelt wie normal großen Speisen am Tag (inklusive diverser Untergänge) und viel Zeit im Auto ist das aber spätestens nach ein paar Tagen unvermeidbar und man hat die Wahl zwischen Koma, Platzen oder lernen freundlich zu sagen, wie lecker es war und das man einfach nicht mehr kann. Oft hat mein Mann, mir noch etwas Essen auf den Teller gelegt, da einer Frau es dann doch eher abgenommen wird, dass sie satt ist.
Ansonsten hat uns das Land einfach nur begeistert, mit seiner landschaftlichen Schönheit und seiner menschlichen Herzlichkeit.
Das was für immer bleibt
Abgeschiedenheit und völlige Einsamkeit im Einklang mit der Natur
Die Mongolei ist das Land mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte weltweit – auf einen Quadratkilometer kommen 1.9 Menschen. Und das merkt man! Über Stunden sind wir durch scheinbar endlose Steppen gefahren, weit und breit keine Menschenseele in Sicht, dafür wilde, unberührte Natur soweit das Auge reicht. Es ist das Gefühl der endlosen Freiheit, des Losgelöstseins von den Ketten des Konsums, der Industrie, des Zuviels, es ist das vielbesagte Eins sein mit der Natur. Das Wort Einsamkeit bekommt in diesem Zusammenhang eine ganze neue Bedeutung und weitet zugleich den Blick für die Schönheit unserer Erde und das was wirklich zählt. Die endlosen Nadelwälder, der grüne Teppich, der wie frisch ausgerollt aussieht und darauf die grasenden Pferde, kein Auto, keine Häuser, nur Himmel und Weite.
Das Leben der Nomaden & die zentrale Bedeutung von Einfachheit und Bescheidenheit
Es gibt nur noch wenige Länder auf der Welt, wo Menschen so im Einklang mit der Natur leben, wie in der Mongolei. Die Nomaden richten ihr Leben mit und nach der Natur aus, ziehen mit Ihrem Vieh zu den besten Futterplätzen und üben sich in Einfachheit, denn: der Mittelpunkt des Lebens ist das Nomadenzelt, mit diesem zieht man von Ort zu Ort. Fließend Wasser, Strom, eine üppige Ausstattung, dass alles bekommt in der Mongolei eine andere Bedeutung. Auch hier zollt die Neuzeit ihren Triput, Solarzellen sorgen dafür das die Lieblingsserie auch im Nomadenzelt auf dem Fernseher dank Satelittenschüssel zu empfangen ist, das Handy ist angekommen und es wäre utopisch zu denken, die Nomaden tragen alle noch traditionelle Kleider. Auch hier hat Adidas, Apple und sogar Amazon (in Ulaanbataar) schon ein Stück weiter Einzug gehalten. Aber: ein Nomadenzelt passt auf eine kleine Anhängerfläche und die dazugehörigen Einrichtung auch. Das Motorrad, was eigentlich für das Zusammentreiben der Schaf- und Ziegenherde benutzt wird, fährt hinterher. Der aktuell sehr in Mode gekomme „Simple Lifestyle“ oder das „Slow Traveling“ – in der Mongolei ist es seit Ewigkeiten Teil des Lebenskreislaufes. Die Nomaden sind einige der wenigen letzten Völker dieser Erde, die noch nicht „zivilisiert“ und von der Gesellschaft komplett einverleibt wurden, gleichwohl hier auch Probleme wie Alkoholismus und Existenzsicherung aufgrund klimatischer Veränderungen zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Gastfreundlichkeit und über den unendlichen Reichtum der Mongolen
In einer Gesellschaft in der zunehmend höher, schneller, weiter das Credo ist, wirkt ein Aufenthalt in der Mongolei wie die Reise in eine andere Welt. Die Probleme der Heimat, des Alltags, ob nun beruflich oder privat, sie wirken klein und unbedeutend. Wie so oft zeigt mir auch dieses Land: Glück und innere Zufriedenheit definieren sich nicht durch Status, Ruhm und bedrucktes Papier – es ist in einem und kein Geld der Welt vermag dies zu (er)kaufen. Wie oft habe ich in Vorbereitung dieser Reise erstaunen und Verwunderung geernet: wieso fahrt ihr in die Mongolei? Was gibt es da? Die sind doch so arm? Steige ich mit einem westeuropäischen Blick aus dem Auto, mag ich vielleicht anhand der gesellschaftlichen Kriterien zu dem Schluss kommen: die sind wirklich arm. Doch sind sie das? Für mich sind die Mongolen eines der reichsten Völker der Welt – sie haben das, was wir uns nicht zurück erkaufen können: die Natur, ihre Tiere und die Verbundenheit untereinander. Zusammenhalt ist in einem Land dieser Extreme so unabdingbar wie die Luft zum atmen. Egoismus und das Streben der Einzelnen lassen kein Überleben unter Bedingungen von bis minus 50 Grad zu. Es ist die Gemeinschaft die zählt und die Tiere.
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